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Einzug: Instrumental (Orgel)
Lied: GL 543 Wohl denen, die da wandeln 1. + 2. Strophe
Begrüßung und Einführung:
Herzlich begrüßen wir euch, liebe Kinder und liebe Jugendliche, und Sie, liebe Erwachsene zur Gräbersegnung. In diesem Jahr Corona bedingt leider in dieser abgewandelten Form. Wir beginnen unser Totengedenken im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Gott, der Herr über Leben und Tod. Er sei allezeit mit euch…
Es ist eigentlich schön, landauf und landab zu sehen, wie sich so viele Menschen Jahr für Jahr um die Gräber kümmern, sie mit Blumen und Kerzen schmücken, oft sogar überreich, um so ihrer verstorbenen Verwandten und Freunde zu gedenken, sie zu ehren und für sie zu beten. Bei manchen Menschen mag dieses Bemühen nur eine Art Ahnenkult sein, man trifft sich mit den Verwandten, tauscht sich aus. Aber der Christ betet über den Gräbern.
Es ist gut, zusammen zu kommen, um aller unserer lieben Verstorbenen zu gedenken. Denn vielen, derer wir gedenken, sind wir sehr nahe gestanden. Wir kennen ihre Sehnsüchte, ihre Eigenheiten, ihr Lieben und Sehnen, ihre Freude und Begeisterung an manchen Dingen; haben Höhepunkte ihres Lebens miterlebt und sie oft auch bis zum Schluss treu begleitet.
Der Tod ist ein Teil des Lebens, den wir nur schwer annehmen und dennoch nicht wegdenken können. Als gläubige Menschen wissen wir unsere Toten bei Gott gut aufgehoben. Er vergisst keines seiner Geschöpfe und schon gar nicht seine geliebten Töchter und Söhne. Als Kinder Gottes treten wir vor den Herrn und bitten ihn, dass er unsere Lieben und auch uns selbst aus dem Tod errette.
Kyrie:
Herr Jesus Christus, du hast durch deinen Tod und durch deine Auferstehung gezeigt, dass du stärker bist als der Tod. Herr, erbarme dich…
Du hast uns die Macht gegeben, Kinder Gottes zu werden und am ewigen Leben teilzuhaben. Christus, erbarme dich…
Du wirst einst wiederkommen und uns alle zu deinem Vater heim holen. Herr, erbarme dich…
Der allmächtige Gott, er erbarme sich unser. Er lasse uns unsere Fehler und Sünden nach und führe uns alle zum ewigen Leben in seinem Reich. Amen.
Gebet:
Guter Gott, du gibst das Leben und erhältst es über den Tod hinaus. Wir bitten dich: Sei du mit uns in dieser Stunde und lass uns erfahren, dass du die liebende Kraft bist, die uns mit allen Verstorbenen und Lebenden verbindet, heute und alle Tage unseres Lebens bis in Ewigkeit. Amen.
Nach Psalm 22:
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen. Ich rufe untertags, doch du schweigst; ich rufe in der Nacht, und du kümmerst dich nicht darum. Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen. Unsere Väter setzten Vertrauen auf dich, sie hofften, und du warst ihre Rettung. Doch ich, ich bin kein Mensch mehr, ich bin ein Wurm, verhöhnt von den Menschen und von den Nachbarn verachtet. Hast du mich aus dem Schoß gezogen und ruhen lassen an der Brust meiner Mutter? Ich wurde bei meiner Geburt in deine Hände gelegt, vom Mutterschoß an bist du mein Gott. Gott, mein Gott, in dir habe ich Ruhe gefunden.
Gebet:
Gott des Lebens, in deine Hände legen wir voll Vertrauen das Leben aller unserer Verstorbenen. Du kennst ihr Leben: ihre Geburt, ihr Aufwachsen, ihr Lernen und Studieren. Du kennst ihre Ängste. Du kennst ihre Sorgen und Bemühungen um Familie und alle Anvertrauten. Du warst bei ihnen: in ihrem Ringen, in den Tagen ihrer Krankheit. Du allein weißt um ihre Schmerzen, ihre Gedanken und Ängste in den letzten Tagen. Wir glauben und bekennen, dass unsere Verstorbenen nun zusammen mit allen unseren verstorbenen Freunden und Angehörigen dich schauen können, so wie du bist. Amen.
Lied: GL 505 Wir sind nur Gast auf Erden 1. – 3. Strophe
"Namentliches" Gedächtnis:
Wir haben hier vor dem Altar Kerzen aufgestellt. Große und kleine. Um es genau zu sagen: 15 große und viele kleine. Diese wollen wir nun segnen. Jede große steht stellvertretend für die Verstorbenen eines Pfarrverbandes in unseren Dekanaten im Landkreis. Die kleinen werden wir bei uns im Pfarrverband Gars in den Kirchen zusammen mit einem Andachtstext an der Osterkerze auslegen, so dass jeder eine Kerze, die er vielleicht an der Osterkerze angezündet hat, mitnehmen kann, um sie am Grab oder zuhause aufzustellen und mit Hilfe des Textes ein Totengedenken im Familienkreis zu halten. In Ihren Pfarreien vor Ort werden ähnliche Alternativen zur herkömmlichen Gräbersegnung angeboten.
In unserer Trauer richten wir unsere Augen auf das Kreuz Jesu Christi, und in tastendem Glauben sprechen wir aus: Dies ist nicht das Ende, und unser Gott ist ein Gott der Lebenden. Mehr als ihr Leib ist uns der Name unserer lieben Verstorbenen geblieben - diesen Namen sprechen wir in stillem Gedenken aus, nennen ihn still mit Ehrfurcht und Zuneigung, wenn wir die einzelnen Pfarrverbände unserer Dekanate Waldkraiburg und Mühldorf aufrufen. Alle Namen zu nennen, würde den Rahmen sprengen: Wir denken an die Verstorbenen dieses Jahres und entzünden jeweils eine PV-Kerze an der Osterkerze.
Im Pfarrverband Ampfing starben zwischen Allerheiligen/ Allerseelen 2019 und heute Personen.
O Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen. Herr, lass sie ruhen in deinem ewigen Frieden. Amen.
Aschau , Buchbach , Flossing , Gars , Haag , Kirchdorf , Kraiburg , Stadtkirche Mühldorf , PV Neumarkt St. Veit , Obertaufkirchen , Rechtmehring - Maitenbeth , Schönberg , Töging - Erharting , Waldkraiburg .
Vater unser + Ave Maria
Herr Gott, erinnere dich ihrer und ihrer Namen, die sie von ihren Eltern empfangen haben, unter denen sie bekannt und beliebt waren und es auch nach ihrem Tod bleiben, jene Namen, die du für immer in deine gütigen Vaterhände eingeschrieben hast.
Lied: Instrumental "Pie Jesu"
---(Totenglocke läuten ca. 2 - 3 Minuten)---
Meditation:
Zwischen den beiden Eckdaten eines Menschenlebens, die wir in den Grabstein einritzen, zwischen Geburtstag und Sterbestunde liegt all das Unausgesprochene, Unsagbare, das nur Gott kennt. Hinter jedem Namen verbirgt sich ein Schicksal.
In dieser begrenzten Spanne zwischen Geburt und Tod gab es Hoffnung und Angst eines Kindes, Enttäuschung und Erfüllung einer großen Liebe, Zärtlichkeit und Härte eines Vaters, Erfolg und Verbitterung im Beruf... Da liegen in jedem Menschenleben Verdrängtes und Ausgelebtes, schuldig werden und schuldig bleiben, glauben und zweifeln.
Und nie ist diese Waage im Gleichgewicht. Nichts ist glatt und vollendet. Solange wir atmen, geht keine Rechnung auf. Und wir, die Zuschauer, sehen solch ein Leben nur im Ausschnitt, nur von außen. Selbst dann, wenn wir ganz nahe stehen. Was wissen wir schon voneinander? Erleben, gestalten, erleiden muss jeder sein eigenes Schicksal. Er ganz allein. Wir hoffen auf Gott, dass er uns ruft aus dem Staub,dass er unsere Bruchstücke sammelt und uns ganz macht. Nur er kann die "unvollendete Sinfonie unseres Lebens" vollenden und zum Klingen bringen.
Evangelium:
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes:
In jener Zeit sandten die Schwestern des Lazarus Jesus die Nachricht:
Herr, dein Freund ist krank. Als Jesus das hörte, sagte er:
Diese Krankheit wird nicht zum Tod führen,
sondern dient der Verherrlichung Gottes:
Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden.
Denn Jesus liebte Marta, ihre Schwester und Lazarus.
Als er hörte, daß Lazarus krank war,
blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt.
Danach sagte er zu den Jüngern: Laßt uns wieder nach Judäa gehen.
Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen.
Als Marta hörte, daß Jesus komme, ging sie ihm entgegen,
Maria aber blieb im Haus. Marta sagte zu Jesus:
Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben.
Aber auch jetzt weiß ich:
Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben.
Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.
Marta sagte zu ihm: Ich weiß, daß er auferstehen wird
bei der Auferstehung am Letzten Tag.
Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt,
und jeder, der lebt und an mich glaubt,
wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?
Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, daß du der Messias bist,
der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.
Jesus war im Innersten erregt und erschüttert.
Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet?
Sie antworteten ihm: Herr, komm und sieh!
Da weinte Jesus.
Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte! Einige aber sagten:
Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat,
hätte er dann nicht auch verhindern können, daß dieser hier starb?
Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt, und er ging zum Grab.
Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war.
Jesus sagte: Nehmt den Stein weg!
Marta, die Schwester des Verstorbenen, entgegnete ihm:
Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag.
Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt:
Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?
Da nahmen sie den Stein weg.
Jesus aber erhob seine Augen und sprach:
Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast.
Ich wußte, daß du mich immer erhörst;
aber wegen der Menge, die um mich herum steht,
habe ich es gesagt;
denn sie sollen glauben, daß du mich gesandt hast.
Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme:
Lazarus, komm heraus! Da kam der Verstorbene heraus;
seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt,
und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt.
Jesus sagte zu ihnen:
Löst ihm die Binden, und laßt ihn weggehen!
Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren
und gesehen hatten, was Jesus getan hatte,
kamen zum Glauben an ihn.
Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.
Predigt:
Liebe Mitchristen,
vom großen Theologen Romano Guardini (verstorben vor ca. 50 Jahren) gibt es die Geschichte, in der geschildert wird, wie tief erschüttert er war, als sein bester Freund und Studienkollege mit ca. 40 Jahren tödlich verunglückte. Auch sein ganzes theologisches Wissen hat ihm den Verlust des besten Freundes weder erklären noch den Schmerz darüber ersparen können. Später hat er es dann mal so formuliert „Am jüngsten Tag, wenn ich vor Gott stehe, werde ich fragen, warum dies geschehen musste – oder ich werde auch nichts mehr fragen“.
Allerseelen und Allerheiligen sind zwei Tage, die bewusst aus dem Alltag führen und wenn wir wollen zum Nachdenken bringen. Wir werden heute auch alle Gefühlslagen antreffen: Menschen, die hier sind, weil es halt so üblich ist, dass man heute zum Grab geht, machen haben vielleicht mitgehen müssen. Bei anderen sitzt der Schmerz tief, reißen vielleicht alte Wunden auf, kommen Gedanken wieder in den Vordergrund, die man doch eigentlich schon weggelegt hatte. Der Verlust der einem ganz nah geht oder auch schon weiter weg liegt, wird vielleicht bewusst wahrgenommen. Mancher muss auch hier sein, weil noch etwas unerledigt ist. Das Gefühl der Dankbarkeit und Freude für gemeinsame Zeiten in der Vergangenheit. Vielleicht auch ein Stück Loslassen und hoffen oder wissen, dass es die liebe Person nun besser haben wird. Für all diese Gefühle, für all diese Emotionen ist hier und heute Platz, Trauer braucht Raum und Zeit. Und man stellt auch fest, man ist nicht alleine. Auch andere trauern, leiden oder sind auch einfach nur hier, weil sie an eigene Verstorbene denken und auch anderen zeigen wollen, dass sie nicht alleine sind.
Und auch wie beim eingangs erwähnten Theologen Guardini, kann man Trauer und Tod nicht wegerklären. Es mag logisch sein, dass jeder sterben muss, dass gegen den Tod kein Kraut gewachsen ist, dass der Tod vielleicht auch als Erlöser bei mancher Krankheit kommt. Dies mag zutreffend und vielleicht auch gut gemeint sein – hilfreich ist es oftmals nicht. Aber es unterbricht die Sprachlosigkeit die der Tod immer wieder in unser Leben bringt.
Und auch manche von uns hätten Grund am jüngsten Gericht die Frage nach dem „Warum musste das sein“ zu stellen.
Vielleicht müssen wir sie aber auch nicht mehr stellen.
Beim heutigen Evangelium finde ich neben dem Wunder der Totenerweckung des Lazarus eines noch mindestens genauso außergewöhnlich: Da heißt es „Jesus weinte“.
Der Sohn Gottes, der menschgewordenen Gott weint um seinen Freund. Auch er erklärt vorher, dass Lazarus von den Toten auferstehen wird. Aber nach der Logik kommt auch hier das Gefühl, das sich nicht der Logik unterwirft.
Jesus weint für sich, auch für die Hinterbliebenen, er weint auch mit uns. Er weiß was es bedeutet, ganz unten, ganz am Ende zu sein, Wut, Trauer, Hoffnungslosigkeit und Ohnmacht zu fühlen. Er ist einer von uns – nicht entfernt auf dem ruhigen göttlichen, bequemen Thron, sondern ganz unten wo auch wir sind. Und später stirbt er auch einen grausamen Tod.
Aber er hat eine weitergehende Botschaft: Die Auferstehung!
Und so wie bei der Erzählung von Lazarus möchte er auch uns sagen, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Dem Ende unseres irdischen Lebens stellt der mitleidende Jesus die Hoffnung auf das Ewige Leben entgegen.
So wird aus Allerheiligen auch ein Fest des Lebens. Wenn Jesus mit uns die Trauer und den Schmerz teilt, warum sollen wir dann nicht an seiner Auferstehung teilhaben?
Und in diesem Leben gibt es den Tod, die Trauer und den Verlust nicht mehr. Jesus fühlt und leidet mit uns, aber er gibt uns auch die Hoffnung und die Richtung vor.
Fürbitten:
Gott, Erfider des Lebens und liebender Vater, ohnmächtig stehen wir vor der Not des Sterbens. Dir tragen wir unsere Bitten vor:
Wir bitten dich für alle, die uns im Leben nahe gestanden sind und die uns der Tod genommen hat. Vergilt ihnen alles Gute, das wir ihnen verdanken. Herr, erbarme dich.
Wir bitten dich für alle, die plötzlich und unerwartet aus dem Leben gerissen wurden. Vollende an ihnen, was noch unvollendet geblieben ist. Herr, erbarme dich.
Wir bitten dich für alle, die Opfer von ungerechter Gewalt geworden sind. Lass sie Gerechtigkeit erfahren und schenke ihnen Frieden. Herr, erbarme dich.
Wir bitten dich für alle Opfer von Naturgewalten und Katastrophen. Stille ihren Lebenshunger, der in diesem Leben unerfüllt geblieben ist. Herr, erbarme dich.
Wir bitten dich für unsere verstorbenen Lehrer und Seelsorger. Lohne das, was sie für uns getan haben, mit dem ewigen Leben. Herr, erbarme dich.
In deine Hände sind alle Geschöpfe eingezeichnet. In deine Hände empfehlen wir unsere Verstorbenen und alle Lebenden. Amen.
Lied: GL 423 Wer unter´m Schutz des Höchsten steht
Gräbersegnung:
Wir gehen an die Gräber unserer Verstorbenen, hier stellvertretend für alle auf dem Garser Friedhof. Wir segnen sie mit geweihtem Wasser. In Ihren Heimatgemeinden werden das die Seelsorgerinnen und Seelsorger ebenfalls tun. Möge Gott an unseren Schwestern und Brüdern vollenden, was er in der Taufe aus Wasser und Heiligem Geist begonnen hat. Ebenso werden wir Weihrauch verströmen, um sie zu erheben, und mit Blütenblättern ehren wir sie als äußeres Zeichen.
Abschluss beim Kriegerdenkmal mit Vater unser, Ave Maria und
Segen: Wir gehen nun in Vertrauen und Frieden und lassen unsere Verstorbenen in Gottes Barmherzigkeit und Liebe los. Wir geben sie aus unseren Händen und legen sie voll Vertrauen in die Hände des lebendigen Vaters. Uns alle segne und beschütze der barmherzige und gute Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Entlassung: Oh Herr, gib unseren Verstorbenen die ewige Ruhe. Und das ewige Licht leuchte ihnen. Herr, lass sie ruhen in deinem Frieden. Amen.
Prozession zurück in die Kirche...
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