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"Furchtbar lang" - Markt Buchbach ehrt Franz Bauer für 50 Jahre Mitgliedschaft im Marktgemeinderat |
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21.02.22 |
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Nicht einmal Franz Bauer senior selbst wusste so ganz genau, wie lang er dem Marktgemeinderat in Buchbach schon angehört. Es war jedenfalls furchtbar lang. Auf jeden Fall 50 Jahre – ein halbes Jahrhundert.
Das nahmen Marktgemeinderat und Bürgermeister Thomas Einwang zum Anlass für eine kleine Ehrung und einen kleinen Empfang. „Klein“ – weil die aktuellen Corona-Regeln nicht mehr als 10 Gäste zuließen.
Als alle Gäste da waren würdigte Bürgermeister Thomas Einwang Franz Bauer senior für dieses besondere Jubiläum. Sich mindestens 50, wenn nicht sogar 52 Jahre in die Arbeit in der Gemeinde einzubringen ist schon eine besondere Leistung war das Marktoberhaupt überzeugt und bedauerte den kleinen Rahmen in dem die Ehrung stattfinden musste. So konnten nur zweiter Bürgermeister Manfred Rott und die Mitarbeiter der Verwaltung dabei sein. Und Kollege Franz Rampl.
50 Jahre lang ehrenamtlich tätig zu sein ist heute kaum mehr vorstellbar. Heute werfen viele wieder hin wenn sie sehen wieviel Zeit sie für ihr Ehrenamt aufwenden müssen. Und wenn sie erkennen, dass sie mit der Unzufriedenheit der Bürger konfrontiert werden, ja sogar Ärger bekommen können.
Am 16. Januar 1972 ist Franz Bauer im Alter von 27 Jahren in den Marktgemeinderat gewählt worden. Gleich nach der Gebietsreform und damit der Eingemeindung von Ranoldsberg. Seine erste Marktgemeinderatssitzung fand am 24. Januar statt. Damals noch mit 12 Räten und Bürgermeister Georg Loher.
Viel ist aus dieser Zeit nicht bekannt weil damals sehr sparsam dokumentiert wurde, wie der erste Geschäftsbericht aus dieser Zeit zeigt.
Bekannt ist, dass Franz Bauer in zahlreichen Ausschüssen tätig war. Anfangs im Bauausschuss und dann die längste Zeit im Finanzausschuss. Zudem war er von 1984 bis 1990 zweiter Bürgermeister. In zwei Amtsperioden bekleidete er das Amt des dritten Bürgermeisters: Von 1978 bis 1994 und von 1990 bis 1996.
So saß er im Sitzungssaal auch immer zur linken des Bürgermeisters. Das hat sich auch nicht geändert als Schorsch Zirnbauer dritter Bürgermeister wurde. Der wollte nämlich im Umfeld seiner Fraktion bleiben….
Das alles hat er geschafft obwohl er als Unternehmer auch voll gefordert war.
Scherzhaft meinte Franz Bauer, deshalb hätte er auch in den Finanzausschuss gewechselt, weil da die Sitzungen tagsüber stattfinden und auch kürzer dauern! (O-Ton)
Und außerdem war er dafür besonders qualifiziert, meinte der Bürgermeister.
Indem er die Anzahl aller Sitzungen während all der Jahre mit der durchschnittlichen Dauer multipliziert und die Vorbereitungszeit dazugezählt hatte, kam Thomas Einwang auf über 2.900 Stunden – mehr als ein Jahr, das 2.870 Stunden hat.
In der langen Zeit hat er fünf Bürgermeister erlebt: Franz Kammerer, Georg Loher, Max Kopplinger, Hans Rambold und schließlich seit 10 Jahren ihn selbst.
Vergleicht man heute mit Anfang der 1970er Jahre, dann unterscheidet sich die Zeit grundlegend, blickte Thomas Einwang auf diese 50 Jahre zurück. Sie haben in dieser Zeit nach teils harten Diskussionen doch viel voran gebracht in der Marktgemeinde.
Los gings nach der Gebietsreform mit der Zusammenführung von Buchbach und Ranoldsberg. Dann mit der Einbeziehung von Walkersaich. Immer gings natürlich um die Straßen und um neue Baugebiete. Die Marktgemeinde ist von 1992 bis heute von 2.240 auf heute 3.200 Einwohner angewachsen.
Ein Dauerthema war die Wasserversorgung und später der Bau der Kläranlage und der Kanalisation. Da war das Hauptproblem die Finanzierung.
Ein Dauerthema waren die Feuerwehren. Die mussten bauen und brauchten neue Fahrzeuge.
Hitzige Diskussionen haben die Schulen gebracht. Man denke nur an den Bau der neuen Mehrzweckhalle und den Umbau der alten Halle zum Kulturhaus, das aus Buchbach jetzt nicht mehr wegzudenken ist.
Es gab noch viel mehr: (O-Ton)
Wegen des Baus der ehemaligen Turnhalle hatte er 1978 sogar seinen Hochzeitsurlaub verschieben müssen…
Viele Projekte mehr hatte er mit seinem Unternehmen betreut. Bis hin zum Breitbandausbau und zum aktuellen Projekt, der zentralen Wärmeversorgung die ihm besonders am Herzen liegt.
Die Aufgaben werden also nicht weniger….
Da man sich hauptsächlich an die schönen Dinge erinnert hoffte Bürgermeister Einwang, er blickt mit Freude auf die 50 Jahre zurück und bleibt der Marktgemeinde auch weiter erhalten.
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Das negative hat er schon immer schnell weggesteckt – meinte Franz Bauer. Wäre nicht das Projekt Fernwärmeversorgung gewesen, hätte er vermutlich nicht mehr kandidiert. Weil er aber diesen Dienst als Grundaufgabe der Gemeinde sieht hat er’s nochmal gepackt. Gerade weil derzeit die Energiepreise geradezu explodieren. So will er seine Erfahrung mit einbringen und der nachfolgenden Generation weitergeben.
Wie schwierig das in Zeiten von Pandemie und Abstandsregeln ist, kann man sich vorstellen.
Auf jeden Fall möchte er helfen die Kommune zukunftsfähig und damit attraktiv für die Einwohner zu machen.
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Thomas Einwang erinnerte an die vielen Auszeichnungen, die Franz Bauer für sein kommunalpolitisches Engagement bereits erhalten hat. Schon früh erhielt er die Kommunale Dankurkunde. 2002 dann die Kommunale Verdienstmedaille in Bronze, der 2018 die Medaille in Silber folgte. 2008 zeichnete ihn die Bundesrepublik mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande aus und 2014 der Freistaat mit der Bayerischen Staatsmedaille für Verdienste im Ehrenamt.
Für seine berufliche Tätigkeit erhielt er zudem eine ganze Reihe weiterer Auszeichnungen.
So dankte ihm Bürgermeister Thomas Einwang im Namen des Marktes Buchbach und hoffte, er möge der Marktgemeinde au weiter treu bleiben.
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Weil die Marktgemeinde keine Medaille zu verleihen hat, überreichte Thomas Einwang dem Jubilar einen Geschenkkorb mit auserlesenen Zutaten und hoffte, er möge das alles mit seiner Gattin genießen. (O-Ton)
Für Franz Bauer senior war es immer etwas Besonderes für die Marktgemeinde tätig zu sein. Allerdings hat sich das zuletzt sehr geändert. Besonders seit Corona und den damit verbundenen Einschränkungen. Das gänzliche Fehlen des gesellschaftlichen Lebens und damit dem Kontakt mit den Bürgern lässt die Freude daran vermissen...
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Auf das alles stießen die Gäste des kleinen Empfangs mit einem Gläschen Sekt an. (O-Ton)
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Wir gratulieren herzlich und sind überzeugt, kaum einer der heute neu gewählten wird dieses Jubiläum jemals erleben. Franz Bauer’s Engagement ist wirklich aller Ehren wert. |
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Montagsspaziergänger in Waldkraiburg - nicht nur gegen Coronamaßnahmen |
6:30 |
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Während in den republikweiten Medien die Montagsspaziergänger regelmäßig in eine Ecke gestellt werden haben wir zuletzt in Waldkraiburg ganz anderes erlebt.
Nachdem sich etwa – laut Polizei etwa 850 Teilnehmer – vor dem Rathaus eingefunden hatten, spazierten sie in Richtung Ärztehaus um dann nach Osten abzubiegen in Richtung Volksfestplatz. Und das trotz leichten Nieselregens.
Junge, ältere, Mütter mit Kindern, einzelne und ganze Familien spazierten doch ziemlich eiligen Schrittes über die Kreuzung, die ihnen die Polizei freigehalten hatte.
Manche mit Laternen, andere mit roten herzförmigen Luftballons. Manche hatten sogar Lichterketten um. Eingie hatten Hunde, andere ihren Rollator dabei. Es war ein bunter Querschnitt durch die Gesellschaft.
Fast alle aber ohne Atemschutzmaske und oft auch ohne den aktuell geforderten Abstand von 1-Meter-50. Wüsste man nicht worum’s ging und wäre der Zeitpunkt nicht so prominent gewählt – niemand würde darin eine Demonstration oder politische Veranstaltung erkennen.
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Durch den Volskfestplatz zogen die Spaziergänger, deren Zug kaum enden wollte, weiter entlang der Adlergebirgsstraße, vorbei an der Christkönig-Kirche zurück über die Prager Straße und rein auf den Sartrouville-Platz.
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Auf dem Sartrouville-Platz angekommen bat die Polizei den Platz von der Kirche her zu füllen und dabei die Abstandsregeln einzuhalten. Dem folgten die Spaziergänger weitgehend.
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Auf dem Platz angekommen fanden sich erst kleine Gruppen zusammen, die teils aufgeregt diskutierten.
Waldkraiburgs Polizei-Chef, Polizeihauptkommissar Georg Deibl und seine Leute hielten sich im Hintergrund, hatten auch keine Mühe mit den Spaziergängern.
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Aus dem Stadtrat hatten wir die Mitglieder der AfD-Fraktion unter den Spaziergängern ausfindig gemacht.
Nach einiger Zeit beklagte Robert Plucinski das Verschweigen von Impfrisiken sowohl seitens der Politik als auch der Medien. Er konnte nicht verstehen, dass Politiker und Wissenschaftler neuartige, genbasierte Impfstoffe empfehlen die – nicht wie andere Impfstoffe – über lange Zeit erprobt wurden. Vielmehr werden Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen als unsolidarisch verunglimpft. Dabei sind sie weder Pandemieleugner noch Coronaleugner. Vielmehr gehen sie allen Risiken aus dem Weg. Es muss doch möglich sein ihre Angst vor Nebenwirkungen und Folgeerscheinungen der Impfung zu verstehen und ernst zu nehmen.
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Holger Schramm, Geschäftsführer eines Unternehmens in Unterreit wird seine Mitarbeiter keinesfalls zur Impfung auffordern. Selbstverständlich halten sie alle Richtlinien genau ein.
Mit Blick auf den Arbeitsmarkt war ihm nicht bang um die Pflegekräfte die sich anderswo orientieren. Er wünschte den Krankenhausmanagern viel Spaß bei der Suche nach Fachkräften.
Wenn Solidarität von Ungeimpften gefordert wird, sagte er ihnen: Solidarität wirkt in beiden Richtungen. So forderte er auch Solidarität für die Ungeimpften.
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Nach etwa einer halben Stunde und ein bisschen Musik und Tanz gingen die Spaziergänger friedlich und ohne Zwischenfälle wieder ihrer Wege.
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Ein paar Tage später, am Donnerstag. Zum zweiten Mal hatte Mühldorf-ist-bunt die schweigende Mehrheit aufgerufen auf sich aufmerksam zu machen. Eine Lichterkette sollte vom Bahnhaltepunkt in Waldkraiburg bis nach Kraiburg entstehen. An die Bayern-Brücke gekommen waren trotz des nasskalten Wetters etwa 30 Personen. Viele politisch aktiv. So wie DGB Kreisvorsitzender Richard Fischer, ÖDP-Kreisrat Reinhard Retzer und CSU Ortsvorsitzender Karl-Heinz Stocker. Sie mahnten mit Kerzen und Laternen in vorschriftsmäßigem Abstand die Vorgaben einzuhalten. So wie das die große Mehrheit macht, die an diesem Abend auch sehr laut geschwiegen hat.
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Wir stecken da aktuell in einer schwierigen Situation. Auch wenn die Spaziergänger anfangs gegen die Corona-Maßnahmen losmarschiert sind, die nicht wenige Gerichte in ganz Deutschland immer wieder gekippt haben – so lang bis die ehemalige Kanzlerin die Maßnahmen so zementiert hat, dass kein Richter sie mehr aushebeln konnte, so laufen sie heute gegen die Verteuerung von Mieten, Treibstoffen und Lebensmitteln. Gegen alles, was ihr Leben immer schwieriger macht.
Auf der anderen Seite wirft man ihnen vor, ihre Spaziergänge nicht den geltenden Bestimmungen zu unterordnen und ihr Wissen nicht aus gesicherten Quellen zu beziehen. Ja sogar wissenschaftliche Erkenntnisse infrage zu stellen und so den Kampf gegen die Corona-Viren zu torpedieren der doch das Ziel aller verordneten Maßnahmen ist. Man wirft ihnen vor, dass sie sich nur um sich selbst sorgen anstatt das großen Ziel im Auge zu behalten – nämlich zur Normalität zurückzukehren. Man wirft ihnen auch vor, sich nicht in bestehenden Parteien zu engagieren um so etwas zu verändern. Und um so die Demokratie zu erhalten.
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Dabei geht laut Grundgesetz alle Macht vom Volke aus. Spaziergänger – gerade wenn das so friedlich abläuft wie hier in Waldkraiburg – sind auch dieses Volk. Es wäre besser sie ernst zu nehmen und mit ihnen zu reden anstatt sie abzulehnen und in eine Ecke zu stellen. Vielleicht könnte man sie so zur aktiven Mitarbeit bewegen und die Gesellschaft wieder zusammenführen sollte die Pandemie einst vorüber sein. |
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