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Lied: GL 540 Den Engel lasst uns preisen 1. + 2. Strophe
Begrüßung und Einleitung:
Liebe Kinder, liebe Jugendliche, liebe Erwachsene, wir begrüßen Euch und Sie alle recht herzlich aus unserer Kirche in Mittergars, die dem Hl. Erzengel Michael geweiht ist. Und so beginnen wir im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Der Herr sei mit Euch...
Seid Ihr, liebe Kinder und Jugendliche, sind Sie, liebe Erwachsene, ein Engel? Also ich, ich bin einer. Und nicht nur ich. sondern Ihr und Sie alle auch. Nein, Ihr braucht jetzt nicht zwischen die Schulterblätter zu fassen und auch nicht zum Spiegel zu rennen. Wir werden weder Flügel noch einen Heiligenschein entdecken. Engel sind wir nämlich nicht, weil wir fliegen könnten oder immer ganz brav wären. Engel sind wir, weil Gott das so haben will.
Wörtlich übersetzt heißt "Engel" nämlich nichts anderes als "Bote". Wir sind Gottes Botinnen und Boten. Wenn wir uns denn von Gott schicken lassen - mit Ohren, die zuhören; mit Augen, die andere liebevoll ansehen und sich vor der Not nicht verschließen; mit Händen, die zupacken und helfen, wo es nötig ist; mit Worten, die aufrichten, trösten oder ermahnen - je nachdem, was gerade gebraucht wird; mit einem Herzen, das in jedem Menschen Gottes Geschöpf sieht.
Das ist viel verlangt? - Ja, das ist es. Manchmal auch zu viel. Darum sind wir oft auch gefalleneEngel. Oder Engel mit einem B davor. Das ändert aber nichts daran, dass wir Engel sind. Wichtig ist nur, dass wir uns nicht entmutigen lassen und dass wir aufmerksam bleiben dafür, wo Gott und hinschicken will. Dass wir uns nicht einspannen lassen von anderen Mächten oder Sekten, die auch ihre "Engel" brauchen. "Jeder ist sich selbst der Nächste", lautet deren Botschaft oder "Mir schenkt auch niemand was."
(Bilder von Michael, Rafael und Gabriel aus google zeigen)
In der Bibel tritt Michael klar gegen solche Botschaften an und gegen ihre Boten. Und Gabriel und Rafael, die beiden anderen Erzengel, zeigen durch ihr Handeln und ihre Botschaften, dass Gott anders ist. Und: Gottes Engel sind nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Vielleicht seid ja auch schon Ihr oder Sie für jemanden Gottes Engel gewesen und habt es gar nicht gemerkt. So groß und wichtig lässt Gott uns füreinander sein.
Gebet: Guter Gott, du ordnest alles mit Macht und Weisheit. Engeln und Menchen teilst du ihre Dienste und Aufgaben zu. Gib, dass die Macht des Bösen nicht überhand nimmt. Sende deine heiligen engel, damit sie uns vor allem Unheil schützen. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.
Eigenschaften: Das Gedächtnis des Hl. Michael heute am 29. September ist ursprünglich das Gedächtnis der Kirchweihe von San Michele in Rom; seit 1969 ist es das gemeinsame Fest der Erzengel Michael, Gabriel und Rafael. Besonders in Deutschland wurde Michael zum Schutzpatron ( der deutsche Michel).
Darstellungen zeigen ihn seit dem 6. Jahrhundert. Er ist der Patron der Apotheker, der Bankangestellten, der Friedhöfe, der Kaufleute, Maler, Glaser, Metallgießer und Schneider, der Radiofachleute (Michaelsbund in München, auch unsere Kirchenzeitung), der Soldaten, Sterbenden...
Mit Michaeli beginnden die Goldenen Samstage, bzw. Sonntage, die in vielen Orten für Wallfahrten genutzt werden und Termine für den Almabtrieb sind. Die Armen erhielten Michaelsminne und Michaelsbrote. Der Tag war Zinstermin und Lostag für das Wetter.
Lied: GL 540 Den Engel lasst uns preisen 3. + 4. Strophe
Annäherungen:
Die zahllosen Gasthäuser mit dem schönen Namen "Zum Engel" wollen die Reisenden, diejenigen, die unterwegs sind, daran erinnern, dass sie von Engeln begleitet werden. Das Motiv von Rafael leuchtet auf. Engel sind Boten zwischen Gott und den Mneschen, zwischen Himmel und Erde. Sie verbinden diese beiden Sphären, ohne sie dabei aufzuheben. Sie nehmen dem Menschen das Handeln nicht ab, aber sie stehen ihm mit Rat und Tat zur Seite. Ein Engel ist einer, der mir den Rücken stärkt, der mir aber das Handeln nicht abnimmt. Ein Engel ist einer, der mich auf meinem Lebensweg begleitet, der mir aber das Selber-Gehen nicht erspart.
Engel sind Mittler zwischen den Welten, sie bringen die Welt Gottes mit unserer Welt zusammen. Mit ihnen haben wir ein Bild, mit dem wir unserer Erfahrungen mit dieser anderen Welt bruchstückhaft in Worte fassen können. Dadurch entsteht die Frage, die Entscheidung: Will ich dem Engel eine Chance in meinem Leben geben? Will ich wirklich, dass diese andere Welt meine Welt berührt, ja sogar vielleicht in sie einbricht?
Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, ... so beginnt Dietrich Bonhoeffers bekanntes Gedicht. Es entstammt seinem Brief vom 19. Dez. 1944 aus dem Gestapogefängnis an seine Braut. Er fühlt sich von guten Mächten gehalten und getragen. Und er zählt sie auf: seine Braut, die Eltern, alle, die Freunde und Studenten, die Gebete, gute Gedanken, Worte aus der Bibel, längst vergangene Gespräche, Musikstücke und Bücher - das alles gewinnt Leben und Realität wie nie zuvor. Es ist eine große unsichtbare Welt, in der er leben darf.
Das findet sich auch in dem Lied aus der Oper Hänsel und Gretel von Humperdink: abends wenn ich schlafen geh, vierzehn Englein um mich stehn: je zwei übernehmen eine Aufgabe. Gute, unsichtbare Mächte bewahren mich. Das brauchen Erwachsene heute ebenso wie die Kinder.
Bei Martin Luther finden wir in seinem persönlichen Tagesgebet sowohl am Morgen als auch am Abend die Formulierung: Dein heiliger Engel sei mit mir, dass der böse Feind keine Macht an mir finde, bzw. dein heiliger Geist sei bei mir...
Der Historienmaler Hermann Knackfuß lebte zur Zeit Kaiser Wilhelm des Zweiten. Er hat viele Schlachtenbilder gemalt. Dieses hier stammt von 1895 und heißt: Völker Europas, wahret eure heiligsten Güter. Nicht der deutsche Michel, sondern sein Schutzpatron, der Erzengel Michael mit Panzer und Flammenschwert steht auf einem Felsen mit als Walküren dargestellten Frauen, die für Frankreich (Marianne mit der Jakobinermütze), für Deutschland (Germania im gefiederten Helm), für Russland, Österreich, Italien und England (Britannia mit dem Schild) stehen. Angesichts der drohenden Gefahr, die von rechts auf sie einbricht, sollen sie sich gemeinsam als christliches Bollwerk gegen die Gefahr, das Böse auflehnen, das christliche Abendland verteidigen. Ja, es ist tatsächlich noch keine 125 Jahre her, dass führende Christen solche Gedanken ausdrücken konnten.
Gerne habe ich Platz gemacht, als mir neulich dieses Großelternpaar entgegenkam mit ihrem Enkelkind in der Mitte. Sie spielten "Engele, Bengele, flieg!" und die kleine konnte gar nicht genug davon bekommen, immer und immer wieder "fliegen" zu dürfen - bis Opa und Oma schließlich die Arme schwer wurden. Für einige Augenblicke unbeschwert - schwerelos sein - wie herrlich - nicht nur für Kinder! Beim Klassentreffen ein paar Tage später dann, kam ich mit einer ehemaligen Mitschülerin ins Gespräch. Sie erzählte, wie sie zum 60. einen Tandemsprung mit einem Fallschirm geschenkt bekommen hatte. Seitdem kann sie das Springen nicht mehr lassen.
Fliegen, frei fallen, sich schwerelos und doch gehalten fühlen - diese Sehnsucht kenne ich auch. Für den freien Fall bin ich zwar nicht gebaut; doch ich genieße alle momente, die sich nach solcher Schwerelosigkeit anfühlen: Im warmen Wasser einer Therme, beim Eintauschen in meine Lieblingsmusik, wenn ich im Gespräch den Rest der Welt für eine Weile vergesse. Ob Gott bei solch himmlischen Monenten im Spiel ist?
Ich denke, das zeigt sich spätestens mit der Art der Landung im Alltag. Ein brummender Kopf und ein fader, unzufriedener Nachgeschmack weisen mich darauf hin, dass das Abheben, Abtauchen oder Wegbeamen aus der Erdenschwere wohl eher mit fragwürdigen Mitteln geschah.
Wenn Gott uns himmlische Augenblicke schenkt, dann sorgt er auch für eine gute Landung. So wie es die Großeltern tun, die ihr "Engele" nach jedem Flug wieder gut auf den Boden absetzen und seine "Bengele-Wege" auf den eigenen Füßen achtsam begleiten. Wünschen wir uns doch einander jeden Tag so einen kleinen Engele-Bengele-Flieg-Augenblick, der uns hebt und unbeschwert sein lässt und natürlich immer wieder eine gute Landung auf irdischem Boden, der uns trägt.
Lied: GL 430 Von guten Mächten treu... 1.+2.+4. Strophe
Evangelium: Johannes 1, 47 - 51
Predigt: Wer ist wie Gott?
Lied: GL 430 Von guten Mächten treu... 5.+6.+7. Strophe
Fürbitten:
Ewiger Gott, du bist unendlich fern und unbegreiflich nah. Wir rufen zu dir: Komm, Herr, wohne in unserer Mitte!
Rafael begleitete Tobias auf seiner Reise und verschaffte ihm die Mittel, seinem kranken Vater zu helfen. Hilf allen, ihre Mitmenschen heilend und ermutigend zu begleiten. Komm, Herr, wohne in unserer Mitte!
Gabriel verkündete maria, dass du sie zur Mutter deines Sohnes erwählt hast. Gib allen die Kraft, ihre Berufung anzunehmen, und erweise an ihnen deine Stärke. Komm, Herr, wohne in unserer Mitte!
Michael und seine Engel verteidigen machtvoll dein unvergleichliches Geheimnis. Lass alle Menschen dein Erbarmen und deine Gerechtigkeit schauen. Komm, Herr, wohne in unserer Mitte!
Dich loben die Chöre der Engel. Sende sie unseren Verstorbenen entgegen, dass sie sie vor dein Angesicht geleiten. Komm, Herr, wohne in unserer Mitte!
Guter Gott, du willst, dass wir alle in deinem Reich leben. Du hast Worte ewigen Lebens. Beschütze uns durch unseren Schutzengel auf allen unseren Wegen. Durch Christus, unseren Herrn. Amen.
Vater unser:
Geschichte:
Engel ohne Flügel?
Segen:
Segensgebet
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